Nic stellt künftig an jedem 5. Tag eines Monats 5 Fragen zu unserem Selbst. Die Idee finde ich deshalb so toll, weil ich mich gerade nach meinem schweren Jahr 2017 wieder sortieren muß und mich bereits in den Monaten in meiner Auszeit intensiv mit mir selbst beschäftigt habe. Auf meiner Reise hatte ich das Notizbuch mit den Fragebogen von Max Frisch dabei, welches genau dasselbe Prinzip verfolgt: mittels Fragen zu Freundschaft, Geld, Liebe etc. mehr über sich selbst herauszufinden.
Und nun versuche ich mich mal an der Beantwortung der Fragen von Nic, begleitet von Fotos aus meinem Leben, an denen man sieht, daß ich mir doch halbwegs treu geblieben bin.
1. Wann hast du das letzte Mal einen verrückten Traum gehabt?
Auch ich träume oft verrücktes Zeug und zuletzt sogar letzte Nacht. Allerdings kann ich mich nicht mehr genau dran erinnern. Ich weiß nur, daß die Grundsituation ein größeres Ereignis war (Versammlung, Festival oder so) und viele Leute unter freiem Himmel unterwegs waren. Aber irgendwie war das alles nicht ganz legal. Denn als die Polizei auftauchte versteckte ich mich in einer Art Kellerverschlag, in dem eine verschwörerische Zusammenkunft stattfand und von dort unten konnte ich das Geschehen oben durch Gitterstäbe beobachten. Aber es passierte nichts Schlimmes. Irgendwann konnte ich wieder raus und dann hatte dass Ganze was von Sonntagsspaziergang. Irgendwie passte das Alles nicht zusammen.
Wie ich mit 16 war, könnt ihr auf dem ersten Bild sehen. Ich bewegte mich damals in der Ostberliner Punkszene und war ein verrücktes Huhn. In meinem Inneren, denke ich, bin ich immer noch ein Punk - unangepasst, immer zum Widerspruch bereit, freiheitsliebend und ein wenig rebellisch.
Das zweite Bild zeigt mich bei meiner ersten Hochzeit mit 19 (!). Das habe ich mit Nic gemeinsam: Ich wollte mit 16 nie heiraten und auch keine Kinder. Inzwischen bin ich zweimal geschieden und habe zwei erwachsene Söhne und ich bereue nichts, im Gegenteil.
Ich bin also teilweise mir treu geblieben, aber nicht in allem so, wie ich mir das mit 16 vorgestellt habe. Nach außen gesehen lebe ich recht spießig mit einem festen Job, der mich nicht wirklich erfüllt und einem Haus am Stadtrand. Ich dachte damals ich mache Karriere als Journalistin 😉, das war dann mal nix. Aber ich trauere dem nicht nach, das Leben kommt halt erstens anders und zweitens als man denkt.
Bild 3 zeigt mich vor 4 Jahren auf dem Abiball meines Großen und das letzte Bild ist aktuell aus dem Dezember.
3. Gibt es etwas, das du am alt werden richtig gut findest?
Ja! Auch hier kann ich Nic nur zustimmen, auch weil wir im selben Alter sind. Die Gelassenheit nimmt zu. Es regt mich nicht mehr alles auf. Ich kann mich selbst besser einschätzen, stelle mich nicht komplett in Frage, auch wenn ich auf Ablehnung stoße. Im Gegenteil, oft nehme ich das als Bestätigung meines rebellischen Geistes. Am Ende bleiben eh nur die an meiner Seite, die dort auch hingehören, die ich mag und die mich mögen. Dabei bin ich aber nicht mehr so kategorisch bewertend wie früher. Ich umgebe mich auch mit Leuten, die einen komplett anderen Lebenstil haben als ich, aber es gibt immer auch Schnittmengen.
Auf der anderen Seite finde ich es aber auch gut, daß ich nicht abgeklärt bin. Verliebt sein fühlt sich auch noch genauso gut (wenn glücklich verliebt) oder genauso schrecklich (wenn unglücklich verliebt) an, wie mit 16. Das ändert sich nicht. Das ist ja irgendwie auch schön, daß man immer noch große Emotionen empfinden kann.
Probleme habe ich tatsächlich mit dem äußeren Altwerden. Das ist nicht schön zu beobachten, auch wenn ich weiß, daß die Natur es eigentlich gut mit mir meint. Ich habe das Gefühl, viel dafür tun zu müssen, damit ich halbwegs ansehnlich bleibe 😉.
Über die Frage habe ich lange nachgedacht, habe aber keinen konkreten Geruch gefunden. Vielleicht bin ich nicht so der Nasenmensch. Mir kommen da eher Gerichte aus meiner Kindheit in den Sinn, die ja auch Gerüche verströmen beim Kochen. Es gibt ein Familienrezept mit Geschichte: Das Huhn á la Provence wurde von meinem Vater in die Familie eingeführt als meine Mutter längere Zeit im Krankenhaus lag. Der Duft des Ofenhuhns ist eine Erinnerung an den Zusammenhalt in der Familie. Aber auch Spaghetti mit einer Speck-Ketchup-Sauce, die wir Kinder uns oft nach der Schule schnell selbst gemacht haben, ist ein Geruch, den ich immer noch gern rieche und ab und an kommt das auch noch jetzt auf den Tisch.
Manchmal würde ich gerne fliegen können. Eine echte Superkraft ist das nicht, für uns Menschen aber ja dann doch. Die Welt von oben und mit Abstand sehen zu können, kann nur gut sein. Einfach mal nicht die vielen großen und kleinen Probleme zu sehen, sondern das Große und Ganze. Ich glaube, solch ein Perspektivwechsel ist von Zeit zu Zeit heilsam.
Auch würde ich gern durch die Zeit reisen können, um manches in meinem Leben und im Weltgeschehen zu korrigieren. Ob das wirklich das Leben besser machen würde, sei dahingestellt.
Und eigentlich nichts Besonderes, aber für mich fast unmöglich: ich würde gern durch meditieren mehr zur Ruhe finden können. Ich habe es mehrfach probiert, aber ich tue mich damit extrem schwer. Noch mehr Gelassenheit durch Meditation, das wäre schön!
Ich hoffe, das, was ich erzähle, klingt nicht völlig daneben und findet bei dem ein oder anderen Interesse. Lasst es mich wissen, auch wenn Euch das zuviel ist. Ansonsten bin ich gespannt auf die nächsten Fragen von Nic für die #fünffragenamfünften.
Haha.... zeigt sich da dein latent kriminelles Unterbewusstsein in dem Traum? Sehr coole Fotos übrigens von dir.
AntwortenLöschenDanke fürs Mitmachen und deine Geschichten!
Viele liebe Grüße
Nic
P.S. Ich hoffe, du bist im Februar auch dabei, die Fragen sind im aktuellen Post schon online... ;)
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