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Donnerstag, 15. August 2019

Ein Kraftakt mit Ende - meine ersten Erfahrungen mit dp Studio

Schon lange habe ich so schöne Modelle von dp Studio gesehen, so dass ich selbst endlich auch mal ausprobieren musste, ob die was taugen. Dabei habe ich beim Sale zugeschlagen und mir den Coat L800 und den Rock Le402 zugelegt. Mit Versand sind diese Schnitte nämlich echt in der Premium-Kategorie angesiedelt. Ein Download wird leider nicht alternativ angeboten


Nun habe ich in letzter Zeit bereits des Öfteren über englische Anleitungen geklagt. Hier sah diese erstmal gut aus, da es viele Bilder gab. ABER: ich bin an dem Teil total verzweifelt. Oft halfen die Bilder nicht weiter und teilweise war die Anleitung schlicht falsch. Ganz gravierend machte sich das gleich am Anfang bemerkbar, als ich die Taschen eingearbeitet habe. Beschrieben war eigentlich ein Eingriff von der Seite. Außerdem sollten die oberen und unteren Kanten der Taschenklappen angenäht werden und der Schnitt der Klappen war auch eckig. Ein Blick auf das Endmodell sieht aber etwas ganz anderes vor. Der Eingriff erfolgt sozusagen von hinten nach vorn und die Klappen sind abgerundet.

Das Schlimmste war aber die irreführende Zeichnung für den Tascheingriff im Schnitt. Gezeichnet war ein 4 cm breites Rechteck, an der auf einer Seite "Tasche" stand. Dies sollte wohl den Eingriff darstellen (allerdings für die Variante Eingriff von der Seite) und die andere Kante der Anstoß der Klappe. Das habe ich leider viel zu spät begriffen, manchmal steht man aber sowas von auf der Leitung. Da hatte ich jedenfalls den Stoff schon zerschnitten, da ich dachte, das Ganze ist der Eingriff und von innen wird die Tasche gegengenäht und von außen durch die Klappe verdeckt (versteht ihr, was ich meine?)



Als ich endlich verstand, dass das totaler Blödsinn war, war der Stoff nicht mehr zu retten. Aber woher Ersatz bekommen? Den Stoff hatte ich aus dem Jubiläumsverkauf von Hüco-Stoffe. Also die Firma angeschrieben, ob es diesen Stoff noch gibt. Aber leider war er ausverkauft. 

Also auf Stoffsuche gegangen. Ich wollte auch nicht komplett neuen Stoff kaufen, da mir dieser einfach perfekt von Stand und Muster (Fischgrätendesign) erschien. Außerdem braucht die Weste stolze 4 m. Das war also mehr als schwierig. Ich dachte schon, einen ganz Ähnlichen gefunden zu haben, bestellt, dann war dieser aber viel zu leicht, ganz ohne Stand.



Also nochmal gesucht und am Ende bei Stoffe Hemmers fündig geworden. Es ist ein fast identischer Stoff, auf jeden Fall in der perfekten Farbe, aber ohne Fischgrätenmuster - ein Slub Twill mit etwas anderer Struktur. Auch in der Schwere und im Stand sind beide Stoffe fast identisch. Man könnte meinen, sie stammen aus einer Hersteller-Kollektion. Sehen tut man es nur, wenn man ganz nah dran ist, so ist der rechte Teil (auf den Bildern links) der Originalstoff und links (auch hinten) der neue Stoff.

Nun aber zum Modell. Ich finde die Weste trotz allem toll. Es ist ein wirkliches Design-Objekt. Ein wenig muss ich noch überlegen, was ich am Besten dazu trage. Es sind insgesamt zwei komplett einzelne Teile, die durch einen Knopf im Nacken und zwei Schlitze im Rücken für die Bänder miteinander verbunden sind. Man kann aber beides auch allein alleine tragen, irgendwie auch witzig.


In der Anleitung wurde auch überhaupt nicht beschrieben, wie die Knöpfe, Knopflöcher und Schlitze zu arbeiten sind und wann genau das passiert. Die Schlitze hinten habe ich dann nach langem Grübeln nach dem Einnähen des Futters als Riesenknopflöcher eingearbeitet. Das war auch nicht so einfach, konnte ich nicht den Knopflochfuss nehmen, da dieser keine 4 cm langen Löcher zulässt. Gott sei Dank gab die Anleitung meiner Maschine hier Hilfestellung.

Bei den vorderen Knöpfen sollte eigentlich ein Knopf mit Knopfloch im vorderen Teil (rechts) und ein Knopfloch im unteren Teil (links, innenliegend) gearbeitet werden, aber auch das habe ich erst hinterher verstanden, als ich gegrübelt habe, wo der Innenknopf hin soll und wozu dieser dient. Den habe ich dann einfach weggelassen.


Mein Fazit: eigentlich am Liebsten nie wieder. Aber ein zweiter Schnitt liegt ja noch hier und mir gefallen noch soviele von dp Studio. Die Anleitungen sind auch mit besserem Englisch als dem meinen sicher nur was für halbe Profis, da irgendwie sehr viel Grundverständnis vorausgesetzt wird. Ich nähe zwar auch schon seit 30 Jahren, aber mein räumliches Vorstellungsvermögen ist nicht gut ausgeprägt, ich brauche es präzise Schritt für Schritt, zumindest bei solch umfassenderen Projekten. Viele Mitnäher schimpfen so auf die Burda-Anleitungen. Ich bin mit denen aufgewachsen und finde die tausendmal verständlicher als diese hier. Am Ende zählt wie immer das Ergebnis, aber ohne Gedanken an das Drama der Entstehung werde ich Le800 wohl nicht tragen können.

Schnitt: Le800 von dp studio
Stoff: Hüco-Stoffe und Slub-Twill von Stoffe-Hemmers
Kosten: ursprünglich 82 €, nach Zukauf dann 92 €
Arbeitsaufwand: unendlich, irgendwann nicht mehr mitgezählt
Verlinkt beim Sewlala

3 Kommentare:

  1. Auch wenn der Weg Dich unendlich genervt hat: Das Ergebnis ist toll!
    LG Susan

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  2. Ach ja, aus solchen Gründen denke ich mir alles selbst aus. Trotzdem interessantes Teil! Regina

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  3. So, ich finde das ist ein richtig interessanter Schnitt, wie man ihn typischerweise bei dir findet. Das macht deinen Blog so spannend! Mir fehlt da immer Vorstellungskraft und Mut, an dir schauen die Westen cool aus... Ich hoffe du trägst sie, damit der Kraftakt sich gelohnt hat! LG Sarah

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